Es ist Samstag und ich sitze mit vielen Gefühlen am Laptop. Ich versuche die vergangene Woche, welche intensiv, lehrreich und für mich eine völlig neue Erfahrung war, in einem Text abzubilden.


Montag, den 25. Juni 2018

 

Eine bunte Truppe mit noch unterschiedlicheren Hunden trifft sich im Raum Boningen zum Mantrailing-Seminar 2018. Gabi Schulthess begrüsst uns um neun Uhr zusammen mit Martin Pernter. Es werden zwei Gruppen gebildet und das Training beginnt. Gabi kümmert sich mehrheitlich um die «Babys» und «Teilzeit-Teilnehmer». Nicht alle haben die Möglichkeit fünf Tage frei zu nehmen aber möchten trotzdem diese Trainingswoche nicht verpassen.

Schnell wird klar, dass es sich für Mensch und Hund um eine Leistungswoche handelt. Alle Teams werden bereits am ersten Tag richtig gefordert. Wir werden an Aufgaben herangeführt, welche uns und die Hunde einiges abverlangt. Als Mitglied in der Trainingsgruppe von Martin kommt noch ein Gefühl der «Prüfungsangst» hoch. Ich will es richtig machen und mich nicht schon im ersten Trail von meiner verletzlichen und unsicheren Seite zeigen. Prompt kommt es aber so. Viele Hinweise und Korrekturen, später findet ich aber die Sicherheit wieder, kann mir die gesprochenen Worte merken, einverleiben und bereits schon umsetzen.

Dienstag, den 26. Juni 2018

 

Der Dienstag beginnt im Raum Bremgarten mit vielen Möglichkeiten in Stadt und Wald. Die Gruppe, welche bereits jetzt zusammen gewachsen ist geht motiviert an die Arbeit. Nebst Motivations-Trails, Stadt-Trails gab es immer wieder Pausen um das Erlebte zu besprechen und Erfahrungen aus zu tauschen. Durch Beziehungen hatten wir auch wieder die Möglichkeit, weitere Fährten im Gebäude aus zu legen und aus zu arbeiten. Hierdurch stellten wir schnell fest, dass das menschliche Denken nur im Weg steht. Für unsere Instruktoren gab es keine Tabus an Verstecken. Selbst Putzschränke wurden für «verlorene» Personen genutzt und «Verleitungen» direkt daneben gesetzt. Dies zwingt den Hundeführer sein Denken zu verändern. Man erfährt erneut, dass man dem Hund vertrauen kann und sein Bewusstsein für Verstecke erweitern sowie für alle Dinge öffnen muss.

 

Mittwoch, den 27.Juni 2018

 

Der Mittwoch führte uns nach Seengen. Hier gab es Fährten, welche bereits über 24 Stunden alt waren. Eine riesige Schulanlage mit Luftschutz Anlage und Fluchttunnel. Für einmal waren auch unsere Instruktoren gefordert um sich in dem Wirrwarr von Gängen, Türen, Treppen und Räumen zurecht zu finden. Nach viel zu kurzer Zeit war jedoch der Vorteil wieder auf der Seite unserer Trainer. Wer rechnet schon damit, dass eine Fährte den Raum gar nicht verlässt, sondern nur in die Höhe geht, oder dass es auch in dieser Anlage Putzräume gibt. Vertrau deinem Hund!

Der Höhepunkt war die Prüfung von Gaby Murè mit Lara. Level 10! Wie kann man dies nur erreichen, fragen sich einige. Ich mich auch. Die Aufgabe liest sich wie ein Krimi. Eine Frau wurde erwartet aber sie traft aus unerklärlichen Gründen am Treffpunkt nicht ein. Gaby wurde gebeten mit Lara nach dieser Person zu suchen. Der Standort vom Fahrzeug war bekannt somit war ein sicherer Start gewährleistet. Nur was dann Lara und Gaby für einen Weg verfolgten, damit hätte niemand gerechnet. Vom Parkplatz ins Gebäude, lange Korridore entlang, an x Türen vorbei, Treppen hinunter, durch Türen, Treppen hoch, weitere Korridore hindurch. Das kann nicht sein! Lara lies sich aber nicht beirren und zeigte Gaby immer mehr vom Weg. Es ging wieder in den Keller und weiter in die Zivilschutzanlage. Wo weiter? WASS? Eine Panzer Lucke……Lara vertritt die klare Meinung, hier geht’s entlang. Das Team robbt die Röhre hindurch und landet in einem Schacht mit einer Leiter. Auch dieses Hindernis wird gemeinsam bewältigt und an der Sonne geht es weiter. Die nächste Hürde kommt aber bereits wieder. Lara signalisiert das Ende der Spur.

Die Einsatzkräfte teilen über Funk eine Sichtung am anderen Ende vom Dorf. Alles klar. Team und Helfer ins Auto packen und hinfahren. Vieleicht war die Meldung korrekt und Lara kann die Spur wieder aufnehmen. Gott sei Dank! Lara hat Geruch und läuft weiter. Nur ist die Temperatur sehr hoch, der Wind inzwischen sehr intensiv und dem Team werden die letzten Reserven abverlangt. Dort in der Gartenwirtschaft…das könnte es sein, meint Lara. So ist es, Lara hat die verschollene Frau gefunden. Sie ist wohlauf. An Lara und Gaby eine herzliche Gratulation zur bestandenen Prüfung.

Donnerstag, den 28. Juni 2018

 

Der Donnerstag führte uns in den Raum Oberentfelden. Alle waren bereits gezeichnet von den letzten drei Tagen aber es geht noch mehr. Dies durften wir mit schrecken Feststellen. Eine Person wird vermisst und da die Strecke länger sein wird, müssen sechs Suchteams gleichzeitig starten und den Trail abwechslungsweise ausarbeiten. Der Geruchsträger muss kopiert werden und los geht es. Jeder Hund arbeitet seinen Teil der Fährte aktiv aus und bleibt in den Zwischenstücken auf «Standby». Das heisst, nur die Leine wird ans Halsband umgehängt. Das Team arbeitet nach und nach jede Kreuzung, Strasse, und Abzweigung in den Wald aus. Wenn wir nicht mehr sicher sind, wird das Team gewechselt um die Kreuzung oder Strasse zu bestätigen. Das Gedächtnis und die Kondition leidet stark, aber jedes Team arbeitet sicher fünf Teilstücke aus. Nach Stunden kommt die Erlösung. Martin stoppt die Gruppe und jedes Team darf das letzte Stück alleine ins Ziel laufen. GESCHAFFT!

 

Erschöpft, müde und mit knurrenden Magen versorgen wir unsere Hunde. Jetzt dürfen auch wir an den Tisch sitzen und die feine Wähen von Frank geniessen. Ach ja, Frank unser Küchenchef hat uns jeden Tag mit äusserst feinem Essen versorgt, damit unsere verbrannten Kalorien ersetzt wurden. Ein riesen Dank an ihn.

Freitag, den 29. Juni 2018

 

- Am Freitag ging es an den Sempachersee. Inzwischen war uns bewusst, dass es nicht ohne Folgen für uns bleiben wird. Schon alleine der Hinweis auf Ersatzkleider liess uns hellhörig werden. Bei wunderbarem Wetter, wie jeden Tag in dieser Woche starteten die Suchteams einzeln. Hmmm…. was kommt da auf uns zu? Nach dem Einsatz war es klar. Es gibt ja auch vermisste Personen, welche ins Wasser gehen. Die Organisatoren scheuten keine Mühe und fanden zwei Taucher, welche den meisten Hunden eine neue Erfahrung bescherten. Die einten Hunde hatten Mühe ins Wasser zu gehen aber jeder zeigte die Fährte richtig ans Wasser an. Einer der Hunde findet schliesslich, der Taucher muss ans Land, packte ihn am Arm und versuchte ihn ans Land zu ziehen. Weil dies nicht funktionieren wollte, schnappte sich der Hund kurzerhand die Belohnungs-Tube und rettete wenigstens diese.

Auch an diesem Tag verwöhnte uns Frank mit einem feinen «Hörndli mit Gehacktem», Apfelmus und Salat.

Unser «Hunde-Baby» Finn konnte nach dieser Woche sein Können auch nochmals beweisen und glänzte mit zwei kleinen Trails und perfekten Anzeigen. Das wird sicher einmal ein großartiges Team.

Am Ende des letzten Tages hingen alle Teilnehmer nur noch erschöpft von all dem Erlernten und Erlebten herum, die Hunde dösten in den Auto’s aber alle machten einen zufriedenen, glücklichen Eindruck.

 

Ein grosser Dank und Aplaus an Gabi und Martin für diese tolle Woche. Grossartige Trainer mit Feingefühl,                                                                                                 Engagement und dem Blick für das Team.

 

Inzwischen musste ich das Kabel für den Rechner holen, um weiter schreiben zu können und ich könnte noch viele Episoden ergänzen. Es würde Stunden dauern und es gibt in ein paar Tagen sicherlich noch weitere Erinnerungen welche hier einen Platz verdient hätten.

 

 

Wie sagt Paulchen Panther:

«Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?

Schade, dass es sein muss. Ist für Heute wirklich Schluss?

Heute ist nicht alle Tage. Ich komm' wieder, keine Frage.

Doch, für Heut ist wirklich Schluss.»

 

 

Dani